Frei nach dem Motto: „Eine kleine Reise zu machen ist besser, als nur von einer großen zu träumen“, habe ich nie meine Kilometer gezählt. Auch über meine Motorräder habe ich nie Buch geführt. Es müssen rund 80 Stück gewesen sein (Stand: Dezember 2023). Mopeds und Mofas nicht mitgezählt. Warum ich nahezu alle Reisen mit Zweirädern gemacht habe, erklärt der englischer Spruch: “Four wheels move the body. Two wheels move the soul”. Nichts trifft auf mich besser zu.
Woran ich mich aber gut und gern erinnere, sind die Bikes, mit denen ich viel erlebt habe. Da wären sechs Yamaha XT 500, die mich zwischen 1985 und 1993 durch Europa trugen, meine XT 550, die mich auf meiner ersten Afrikareise begleitete, eine Yamaha XTZ 660, mit der ich zwischen 1996 und 1999 rund 80.000 Kilometer in Europa, Asien und Afrika zurück gelegt habe, und letztlich meine geliebte Yamaha XT 600 Ténéré, Typ 34 L, Baujahr 1984. Wie gern hätte ich sie damals neu gekauft, doch wie immer war das Geld knapp. Als sie 1987 in meinen Besitz wechselte, hatte sie 12.400 Kilometer auf dem Buckel. Zehn Jahre später standen 243.700 Kilometer auf der Uhr. Die Maschine trug mich durch Europa, Afrika und Australien. Sie steht heute im Eingangsbereich meines kleinen Hauses, umrahmt von Bildern aus einer Zeit, in der man weiter nichts besaß als Schlafsack, Zelt, Isomatte, ein paar Ersatzteile und die grenzenlose Freiheit…
Doch dieser Begriff trügt. Janis Joplin sang im Song „Me and Bobby Mcgee“ die Textzeile: „Freedom is just another word for nothin’ left to lose“.
Meiner Meinung und Erfahrung nach ist es schwer, diesen Zustand zu erreichen. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob er unbedingt anstrebenswert ist. Nichts zu haben, befreit einen auf der einen Seite von der Angst, etwas verlieren zu können. Auf der anderen muss man jedoch ständig für und um sein Leben kämpfen, nennen wir es arbeiten, um zu existieren.
Ich musste auf vielen meiner Reisen hart arbeiten. Habe Dingo-Zäune in Australien gezogen und geflickt, mich monatelang unter die Opal- und Saphirsucher down under gemischt, Bootsmotore in Südafrika repariert, Weinfiltrationsanlagen in Südeuropa gewartet, als Chauffeur in Nigeria gearbeitet und Gold in Ghana geschürft.
Als mich ein junger Mann vor einigen Monaten auf einem Globetrotter-Treffen gefragt hat, was meine wichtigste Erkenntnis nach zehn langen Jahren on the road ist, musste ich nicht lange überlegen: “Du nimmst dich immer mit. Flucht darf nie der Grund des Aufbruches sein.”
Reisen mit offenen Augen und Ohren sowie das Schreiben darüber sind meine Leidenschaften. Dabei war und ist mir der Bericht über das “Abenteuer Alltag” stets lieber, als über eine Weltreise zu schreiben. Dem weisen Spruch, dass jede große Reise mit dem ersten Schritt beginnt, ist nichts hinzuzufügen. Für mich ist das Jahr 2024 ein Wendepunkt in meiner Vita, denn ich werde nicht nur bald 60 Jahre alt, sondern ab sofort auch meiner alten Leidenschaft wieder frönen und reisen und darüber schreiben. Es wird ein Buch werden, das schon lange hätte geschrieben werden müssen. Ihr dürft gespannt sein. Nachfolgend findet ihr hier bislang unveröffentlichte Reportagen.
Viel Spaß beim Schmökern !